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Auf Tour #2

Jedes Konzerthaus ist anders. Das Catering. Die Mitarbeiter. Das Publikum. Die Stadt drumherum. Vor allem aber: Der Sound.

Es gibt „das Amphitheater“. Die „Mehrzweckhalle“. Den „Club“. Was ich spiele klingt immer gleich. Es kommt aus meinem Computer. Ich verwende für meine Gitarre keinen Verstärker, sondern einen „Kemper“: Ein digitales Gerät, das verschiedene Verstärker simuliert und daher in jedem Raum den gleichen Sound ausspuckt, da keine Mikrofone zum Abnehmen einer Lautsprecherbox mehr im Spiel sind. Was ich während des Konzertes höre, hängt nicht mehr von Monitorboxen ab – denn ich habe einen „Knopf“ im Ohr oder Kopfhörer auf, die mich von der Außenwelt abschotten und mir eine optimale Hörsituation bieten.

Und trotzdem. Ist die Bühne hohl (wie in Bremen) – nehme ich über meinen Körper Schwingungen wahr, die manchmal so stark wie bei einem Schiff in schwerer See ausfielen. War die Bühne solide (wie in Husum oder Osnabrück) – hatte ich tatsächlich festen Boden unter den Füssen. Und dann die Beschaffenheit der Wände: Waren es Teppich-ähnliche Materialien, kam nichts aus dem Zuschauerraum zurück. Waren es Beton- oder Ziegelwände (wie in Dresden) – spielte ich eine Note auf der Gitarre und konnte sie gefühlte zwei Sekunden später zurückprallen hören – trotz des eigentlich außenweltabschirmenden Knopfes im Ohr. In diesen Fällen ist es so gut wie unmöglich, eine gute Show zu spielen, denn man hat nur zwei gleichermaßen schlechte Alternativen zur Wahl: Man hört sich entweder selbst mit Verzögerung (und wird dadurch beim Spielen so irritiert, dass man den Rhythmus nicht mehr „tight“ durchhalten kann…) – oder macht den „Knopf im Ohr“ so laut, dass man die Verzögerung aus der Halle kaum noch wahrnimmt. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.

Seitdem habe ich einen, nur sehr langsam milder werdenden, Tinitus (also Piepston) im Ohr. Wie muss es Leuten ergangen sein, bevor es diese „Knopf im Ohr“-Technik gab? Wie muss es sein, wenn man nicht 20 sondern 200 Konzerte spielt? Es gibt eine Band namens „Fischer-Z“. Von denen gibt’s einen Song:“Going deaf for a living“. Ich glaube, da geht’s genau darum. Sicher bin ich mir nicht. Die habe ich gehört, bevor ich richtig Englisch konnte. Deswegen hab ich die Texte seinerzeit nicht wirklich verstanden.