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Das steht nicht im Handbuch!

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Das Musizieren mit einer Software gehört zu den schönsten Dingen in meinem bisherigen Leben. Ohne Frage ist es in meiner „Top 10“ der Dinge, die mich bisher am glücklichsten gemacht haben – und in dieser Liste sind durchaus mächtige Gegner: „Eine Familie gründen“, „Schnorcheln in einem Korallenriff“ oder „Einem Menschen das Leben retten“.

Aber kein Licht ohne Schatten – denn beim Arbeiten mit der Musiksoftware „Ableton Live“ habe ich schon mehrere kleine oder größere Katastrophen erlebt. Selbst erlebt oder bei Freunden und Schülern beobachten müssen. Manche dieser Katastrophen wurden dabei von Dingen ausgelöst, die in keinem Handbuch (bei „Live“ heißt es „Anleitung“) stehen.

Mit diesem Blogartikel möchte ich eine Sammlung eröffnen, in der ich derartige Dinge zusammentrage, um anderen Anwendern sehr bittere Momente zu ersparen. Wenn Du, lieber Leser, auch eine solche Geschichte teilen möchtest, dann schreib sie in die Kommentare oder nimm einfach Kontakt zu mir auf!

Und ich fange mal mit der grausamsten Situation an:

Nummer 1:

Ein Schüler bastelte seit 3 Monaten an einem umfangreichen Live-Set. Es bestand zu 100% aus neuem Material, keine alten Ideen wurden benutzt. Der Controller „Push“ sollte zum Einsatz kommen, daher war nicht nur das musikalische Material umfangreich, sondern auch die Steuerung für „Push“ weit fortgeschritten und aufwändig optimiert. An einem hektischen Tag im Februar erscheint der Schüler von der Arbeit bereits erschöpft zum Unterricht und möchte an einem alten Song weiterarbeiten. Also geht er auf „Zuletzt benutzte Sets öffnen“, wählte dort diesen Song aus und es erschien das Dialogfenster mit „Änderungen sichern?“. Im Kopf bereits völlig auf den alten Song eingestellt, drückte er im Bruchteil einer Sekunde auf „Nein“.

Und das schöne Live-Set war für immer (und unwiederrufbar) weg.

Welcher Fehler war hier passiert?

Der Schüler hatte das Live-Set auf seinem Computer niemals zuvor gespeichert. Das Set war anscheinend 3 Monate lang geöffnet gewesen; und in dieser ganzen Zeit hatte er seinen Computer auch kein einziges Mal heruntergefahren oder „Live“ geschlossen.

Wie hätte der Fehler verhindert werden können?

Sobald das Dialogfenster „Änderungen sichern?“ auftaucht, sollte man keinesfalls überstürzt handeln. Hier wird eine sehr wichtige Frage gestellt und dieser Tatsache sollte man sich immer bewußt sein. Also: Ruhe bewahren. Im Zweifelsfall „Abbrechen“ wählen. „Sichern unter“ verhindert schlimmeres und tut nicht weh. Aber das ist noch längst nicht die einzige Methode, um bittere Tränen zu vermeiden. Denn wer neue Zwischenstände eines Projekts immer absichert (auch wieder mit „Speichern unter…), der kann zumindest auf eine ältere Version zurückgreifen, falls doch mal was schiefgeht. Und da wir alle nur Menschen sind: Es geht immer was schief…

Und was mir auch ein Rätsel ist: Kurz bevor der betroffene Schüler die fatale Entscheidung traf, „Nein“ zu drücken, meldete sich sein Backup-Assistent auf dem Computer und teilte mit, er hätte seit 3 Monaten keine Sicherungskopien erstellt. Dieses Fenster wurde mit einem verächtlichen „Nerv mich nicht, blödes TimeMachine!“ geschlossen.

Also: Eine Verkettung unglücklicher Entscheidungen. Vieles davon ziemlich dämlich. Ein Extremfall? Du würdest Dich wundern, wie oft ich schon ähnliche Geschichten gehört habe. Allein aus diesem Jahr kenne ich vier ähnliche Fälle.  Es scheint also doch nicht so selten vorzukommen. Und immer waren die Leute in diesem Moment gestresst oder müde. Natürlich steht in der Live-Anleitung, wie man etwas speichert. Alle Optionen. Aber es fehlt die Dramatik darin. Die Eindringlichkeit. Die lauernde Tragödie.

Und, ich muß gestehen: Auch ich habe schon mal einen ganzen Abend bis zur Erschöpfung an einer Idee gebastelt und am Ende nicht gespeichert. Hat richtig weh getan…war ein toller Track.

Nummer 2:

Ich hatte viel Material in der Session angesammelt. Genug für einen Song, also wollte ich meine Elemente nun arrangieren. Und wie geht das in Live am besten? Arrangement-Record drücken und dann in der Session alle Ideen grob durchspielen. Hab ich gemacht. Dabei sind durch Zufall sogar einige Dinge gelungen, die mich überraschten, die nicht geplant waren und die ich auch nicht so einfach reproduzieren könnte. Wie ernüchtert war ich danach, als ich feststellen mußte, dass die Aufnahme nicht richtig funktioniert hatte. Denn ich hatte eine Sache übersehen.

Ein kleines Rätsel für Dich: So wie im Bild unten sah meine Session am Anfang der Aufnahme aus. Findest Du den Fehler?

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Vielleicht hast Du den Fehler entdeckt: Ich hatte einen Loopbereich im Arrangement aktiviert: Ein zweitaktiger Loop nach sieben Takten. So wurden nur die ersten Takte meiner schönen Session aufgezeichnet, denn danach lief die Zeitachse im Arrangement wegen des Loops nicht weiter durch. So ein Mist!

Daher habe ich mir inzwischen antrainiert, immer noch einen Kontrollblick auf den Arrangement-Loop-Schalter zu werfen, bevor ich eine Session aufzeichne. Trotzdem schade, um diese schöne Aufnahme. Ich konnte die „Magie“ im nächsten Versuch nicht wieder herstellen. Und nicht im übernächsten. Und in den zehn Versuchen danach.

Fortsetzung folgt…