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Elbphilharmonie – Teil 3

Geplante Konzertlänge: neunzig.

Vorhandenes Material: siebzig.

Ohne Loops gerechnet, die noch Extraminuten bringen werden. Daher: 20 Minuten Remix der „grünen Reise“ muss her. Handgespieltes Originalmaterial vorbereiten (für die Insider: „warpen“), beste Stellen suchen und zusammenfügen. Dann immer Glückssache: Passende Loops finden. Da hast Du eine Gitarre mit sehr spezieller Rhythmik und suchst dazu einen Drum-Loop. Und quasi auf Anhieb fischst Du aus 2 TB ein Sample raus, dass nicht nur die gleiche Rhythmik, sondern auch die passenden Betonungen hat. Und wenn Dir das in zehn Minuten drei Mal nacheinander passiert, dann weißt Du: Guter Tag zum Loops-Angeln!

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Das Remix also hop-hop gebaut, am Schnürchen gelaufen. Da freust Du dich, bevor Dir klar wird, dass jetzt der anstrengende Teil kommt. Denn zuerst natürlich nur Kreativität und freuen über passende Samples. Aber irgendwann Ernüchterung, weil nach 7 Minuten alles nur noch halb so laut wie am Anfang und gegen Ende Dauergast im roten Bereich. Da musst Du schon noch die Lautstärken anfassen und bei 35 Spuren mit je 20 Minuten Inhalt die to-do-Liste quasi Äquatorlänge. Aber günstige Gelegenheit: Freundin und Tochter für einen Tag aus dem Haus, die Nachbarn im Urlaub, Verpflegung so einfach und effektiv wie möglich vorbereitet:

 

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Und dann los. Die ersten Stunden abmischen mit Yamaha ns-10 für die Lautstärken. Nächster Durchgang mit Pioneer-Boxen für die tiefen Frequenzen. Kopfhörer für Hall und „Ping“ von links, „Pong“ von rechts. Und dazu etwas Rioja. Genug, um der Müdigkeit zu trotzen. Nicht zuviel, weil gefährlich. Mühsame, kleine Fortschritte:

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Nach 7 Stunden zufrieden. Für den Live-Einsatz allerdings noch unbrauchbar: Da muss man schon aus 35 Spuren 5 machen. Und Abschnitte definieren. Loops setzen. Möglichkeiten schaffen. Beschriften. Es gibt keine langweiligere Tätigkeit in meinem Job als das Beschriften von „Clips“. Ohne Wein unerträglich. Mit Wein unerträglich. Aber irgendwann alles bereit für den Live-Einsatz:

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Am Ende natürlich noch testen. Weil wenn Du 12, 14, 16 Stunden hochkonzentriert musizierst, natürlich der Fehlerteufel. Zum Glück nur einen blöden Fehler gefunden: Beim Export alles schön aufgeteilt in Drums, Bass, Gitarre usw., aber an einer Stelle plötzlich Drums auf der Gitarrenspur. Schnell behoben, kein Drama.

Fazit: 30 Stunden Musik gemacht in 36 Stunden. Davon höchstens 10% kreativer Anteil. 90% stumpfsinniges Handwerk. Aber nötig. Muss halt gemacht werden. Jetzt einen Daten-Zustand erzeugt, mit dem man jahrelang sicher auf der Bühne experimentieren und Spaß haben kann. Mache jetzt noch schnell ein Backup und geh dann schlafen…

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