Kategorien
Allgemein

Als ARTE mich verstörte…

Vor 15 Jahren spielten die „Smashing Pumpkins“ in Hamburg. Damals ohne James Iha. Und natürlich ohne D`Arcy. Trotzdem schön. Für eine Selist von gefühlt etwa 35 Songs hatte Billy Corgan geschätzt 70 Gitarren mitgebracht, deren Hälse links und rechts über den abgrenzenden Vorhang der Backstage ragten. Tolles Konzert, toller Sound. Aber ich wunderte mich, dass zusätzliche Verstärker auf der Bühne standen, die während des Konzerts nicht verwendet wurden.

Die Auflösung bei der Zugabe: Billy bittet zwei Gäste auf die Bühne. Uli Jon Roth und Michael Schenker von den Scorpions. Ich mag die Scorpions nicht besonders. Ja, ich weiß: Das Frühwerk war sehr wichtig als Inspirationsquelle für Billy Corgan. Vielleicht lag es an den fünf Bier, die ich während der Show getrunken hatte. Jedenfalls war während der Ansage Totenstille. Und als das Wort „Scorpions“ aus Billys Mund kam – habe ich mich zu einem gedehnten „Pfuuuuuuiiiiii!!!“ hinreißen lassen. Hinein in die Stille. Gelächter rings um mich herum. Ich war wohl nicht der einzige im näheren Umkreis, der mit den Scorpions nicht viel anfangen kann. Nicht nett von mir. Ich weiß.

Umso erstaunlicher: Ein Jahr später erscheint auf ARTE eine neue Folge der Reihe „Durch die Nacht mit“…Billy Corgan! Darin am Ende zu sehen eine Sequenz von besagtem Konzert. Etwas nervös fiebere ich der Stelle entgegen, bei der Corgan die Gäste ankündigt. Doch zu meiner Überraschung hört man Jubel und Applaus. Zunächst bin ich erleichtert. Dann irritiert. Da wurde was in der Tonspur verändert. Eigentlich nicht überraschend. 99% aller Live-Alben aus den letzten Jahrzehnten wurden nachbearbeitet. Es wäre naiv zu glauben, ein Konzertmitschnitt wäre ein unverfälschtes, historisches Dokument. Das wusste ich eigentlich schon vorher. Aber es „am eigenen Leib“ zu erfahren, war irgendwie…seltsam. 

Noch ein Wort zu den Scorpions: In meiner Grundschulzeit besaß mein Freund Stefan das Scorpions-Live-Album „World Wide Live“. Eine Doppel-LP zum Aufklappen. Dort abgebildet ein elektrisierendes Bild der Bühne. Schnell war uns klar: Wir müssen eine Band gründen! Ich sägte mir aus Restholz eine Flying-V zusammen. Das gestreifte Sofa von Stefans Eltern bildete Keyboard-Tasten unter Kinder-Fingern. Die Platte wurde aufgelegt und wir rockten die Welt. Einer dieser kleinen Bausteine meiner musikalischen Geschichte. Wer weiß, welchen Beitrag für die spätere Entwicklung diese Episode für mich hatte.  Aber vielleicht ist das auch der natürliche Lauf der Dinge, dass man später die Dinge verflucht, die einen als Kind geprägt haben. Vielleicht war mein völlig ungeplantes und unreflektiertes „Pfuuuuuuiiiiii!!!“ auch einfach ein Echo der Rebellion auf unsere Anfänge mit dem Keyboard-Sofa.

Kategorien
Allgemein

Another new world

Ich nehme Dich mit auf eine Reise. Auf mehrere Reisen. Denn in den letzten Tagen bin ich weit gereist. Es begann mit einem Lied auf meinem iPhone:

Und ich war zutiefst gerührt davon und spürte, dass sich dahinter eine Geschichte verbirgt. Daraufhin machte ich mich auf die Suche nach dem Text. Wie sich herausstellen sollte, handelt das Lied von einer Reise:  

„The leading light of the age all wondered amongst Themselves what I would do next After all that I’d found in my travels around The world was there anything else left? „Gentlemen“, I said, „I’ve studied the maps“ „And if what I’m thinking is right“ „There’s another new world at the top of the world“ „For whoever can break through the ice“
I looked round the room in that way I once had And I saw that they wanted belief So I said „All I’ve got are my guts and my God“ Then I paused, „and the Annabelle Lee“ Oh the Annabelle Lee, I saw their eyes shine The most beautiful ship in the sea My Nina, My Pinta, My Santa Maria My beautiful Annabelle Lee
 
That spring we set sail as the crowd waved from shore And on board the crew waved their hats But I never had family just the Annabelle Lee So I didn’t have cause to look back I just set the course north and I studied the charts And toward dark I drifted toward sleep And I dreamed of the fine deep harbor I’d find Past the ice for my Annabelle Lee
 
After that it got colder the world got quiet It was never quite day or quite night And the sea turned the color of sky turned the color Of sea turned the color of ice ‚Til at last all around us was fastness One vast glassy desert of arsenic white And the waves that once lifted us Sifted instead into drifts against Annabelle’s sides
The crew gathered closer at first for the comfort But each morning would bring a new set Of the tracks in the snow leading over the edge Of the world ‚til I was the only one left
 
After that it gets cloudy but it feels like I lay there For days maybe for months But Annabelle held me the two of us happy Just to think back on all we had done
We talked of the other worlds we’d discover As she gave up her body to me And as I chopped up her mainsail for timber I told her of all that we still had to see As the frost turned her moorings to nine-tail And the wind lashed her sides in the cold I burned her to keep me alive every night In the lover’s embrace of her hold
 
I won’t call it rescue what brought me here back to The old world to drink and decline And to pretend that the search for another new world Was well-worth the burning of mine But sometimes at night in my dreams comes the singing Of some known tropical bird And I smile in my sleep thinking Annabelle Lee Has finally made it to another new world“
 
Wenig später entdeckte ich eine beeindruckende Live-Version:
 
Allerdings war das Stück nicht, wie ich zunächst dachte, von den „Punch Brother“, sondern von Josh Ritter. Eine erste Recherche führte mich hierher:
 
Seine Studio-Version kreuzte meinen Weg erst danach:
 
Und am Ende, zur Krönung, fand ich dann dieses Video:
 
 
Was für eine Reise…
 
 
Kategorien
Allgemein

Mein Arbeitsplatz/Heimstudio

Schon vor Corona habe ich viel zu Hause gearbeitet. Mein externes Studio habe ich zwar noch, war aber seit Monaten nicht mehr dort. Denn seit März 2020 arbeite ich nur noch von zu Hause aus. Und das führte dazu, dass ich in den letzten Wochen viele kleine Veränderungen vorgenommen habe, um mir meinen Arbeitsplatz so…“schön“ wäre hier vielleicht das falsche Wort…“ergonomisch“ wie möglich zu gestalten. Aber für meine Arbeitsweise ist es inzwischen ziemlich ideal! Vielleicht kann ich hier einige Tipps und Anregungen geben, die für Dich interessant sein könnten.

Wenn man viele Jahre Musik macht, dann sammelt sich so einiges an Zeug an. Kistenweise. Es dauert bei mir immer etwas, bis ich weiß, ob ich ein Gerät wirklich regelmäßig einsetze und deswegen aufgebaut lasse – oder ob ich es nur bei Bedarf hervorhole. Denn theoretisch könnte ich zwar noch viel mehr Zeug aufgebaut herumstehen haben – was ich früher oft gemacht habe – aber ich habe gemerkt, dass ich effektiver und kreativer bin, wenn nicht alles voll steht. Also habe ich unter meinem Arbeitstisch und in anderen Räumen mehrere Kubikmeter Equipment verstaut, dass sich bei Bedarf schnell hervorholen lässt.

Wenn Du mich als 14-Jährigen gefragt hättest, wie ich mir „mein Aufnahmestudio“ vorstelle, dann wäre meine Antwort vermutlich gewesen: Ein 8-Spur-Aufnahmegerät, ein paar unterschiedliche Gitarren(-verstärker) und Mikrophone, sowie ein paar externe Effekte für Hall und Echo. Wer konnte damals ahnen, was sich in diesem Bereich bis 2020 alles ändern würde?

Heute hätte mein ideales Studio einen karibischen Strand vor der Tür, jeder Raum eine perfekte Akustik und im Nebenzimmer stünde ein Billardtisch. Ein Lakai würde sich um die Daten-Backups und Software-Updates kümmern. Aber in der Realität muss man natürlich Kompromisse machen, daher sieht mein Heimarbeitsplatz aktuell so aus:

Arbeitsplatz Kopie

(Zum Vergrößern auf das Bild klicken!)

  1. Mein Computer – der etwas mehr als 8 Spuren aufnehmen kann…
  2. Eine Gitarre muss immer in der Nähe sein – schon allein, um die Tonhöhe einer Kick zu ermitteln. Kann man aber auch zum Musik machen verwenden!
  3. Eine Couch mit Kissen und Decke – ist vor allem zum Hören wichtig.
  4. Monitore (Mackie MR824) – nicht im Bild sind 3 weitere Monitorpaare, darunter z.B. Yamaha NS-10, die mir mein Freund Haroon überlassen hat, weil er meinen Sound früher so Kacke fand. Seit ich ständig die Monitore wechsele, ist es deutlich besser geworden…denke ich.
  5. Meine letzte Errungenschaft: Eine Bluetooth-Tastatur. Macht für mich einen riesigen Unterschied beim Arbeiten, im Gegensatz zum Laptop-Tippen. Hätte ich nicht gedacht! Schnell mal ein paar Zentimeter nach links oder rechts geschoben – und schon kann ich ohne Verrenkungen meine Shortcuts abfeuern.
  6. Der letzte Kauf vor dem Corona-Lockdown: Mein Löffler-Bürostuhl. Die Armlehnen habe ich abgeschraubt, da sie beim Gitarre-Spielen stören würden. Mein vorheriger Stuhl hatte nicht einmal Rollen und war nicht verstellbar. Rätselhaft, wie ich es darauf so lange ausgehalten habe…
  7. Der zweite Monitor ist nicht nur für Ableton Live super (für Arrangement und Session jeweils auf einem Bildschirm): Besonders bei Webinaren sind oft mehrere Programme geöffnet.
  8. Ein Neumann TLM 102 – Mikrophon
  9. Ein weiteres Neumann TLM 102 – Mikrophon – und ich kann in Stereo aufnehmen! Beide Mikros stehen auf Tisch-Stativen. Auch das war eine gute Entscheidung, denn seitdem stehen nicht mehr überall Mikroständer rum. Was das allein für das Staubsaugen im Zimmer bedeutet!
  10. Eine Lava-Lampe für einen entspannten Vibe
  11. Mein Audiointerface für zu Hause: „Motu 1248“. 4 Mikros und 4 Line-Eingänge sind dort dauerhaft verkabelt. Ich muss in „Live“ dann nur den gewünschten Input auswählen und los geht’s! Denn wenn ich erst Kabel stecken muss, ist die Inspiration oft schon wieder vorbei. Aber für „außer Haus“ schleppe ich dann doch lieber das „RME Babyface Pro“ mit.
  12. Der Kemper-Amp ersetzt diverse Gitarrenverstärker und -Effekte.
  13. Die Fernsteuerung für den Kemper Amp. Mit zwei zusätzlichen Expression-Pedalen, um z.B. den Sound zu „morphen“.
  14. Und wenn es doch mal mehr braucht: Diverse Gitarren-Effektgeräte und Fuß-MIDI-Controller
  15. „Push“ kann so ziemlich jede Funktion in „Ableton Live“ steuern – und zum Einspielen von Melodien, Akkorden und Beats genutzt werden. Das Teil steht auf einem „Bräda“ – das ist ein Laptop-Ständer von IKEA. Dadurch steht Push angenehm angeschrägt und das Display ist viel besser zu erkennen.
  16.  Akai Apc20 – mit dem ich vor allem Lautstärken bequem steuern kann. Den großen Bruder („Apc 40“) habe ich zwar auch, aber die zusätzlichen Funktionen benutze ich eigentlich nie, da ich ja auch Push hier stehen habe. Daher das platzsparende Modell…
  17. Und wenn es doch mal schwarze und weiße Tasten sein sollen…
  18. Espresso. Hilft immer. Für alles.
  19. Irgendwo steht immer noch ein Gitarrenkoffer rum.
  20. Kabel. Ein Auswahl mit allen gängigen Verbindungen. An den Rollwagen habe ich sechs Kleiderhaken geschraubt. Jeder Haken hat ein Thema: USB, Klinke, MIDI, XLR, Strom,…
  21. Der Rollwagen bietet viel Stauraum und kann jederzeit vollständig unter dem Schreibtisch verschwinden. Hab mir dafür einfach MDF-Platten zusägen lassen und die Fächergrößen genau auf meine Cases abgestimmt.
  22. Licht für meine Webinare und Video-Aufzeichnungen
  23. Und damit nicht eine Hälfte meines Gesichts dunkel bleibt: Noch mehr Licht!
  24. Eine Kamera auf einem Tisch-Stativ. Und dank 4k ist jede Festplatte ruck-zuck voll.
  25. „Not my circus – not my monkeys“

 

Kategorien
Allgemein

Schule der magischen Musik – Staffel #6

5 Kopie

Im August 2020 startete die 6. Staffel meiner „Schule der magischen Musik“. Und

endete im November 2020. Wenn Du hier nun weiterliest, bekommst Du trotzdem eine Idee davon, was Du vielleicht verpasst hast…

Hier findest Du alle Informationen: Die Themen des Kurses, Ablauf, Termine, Preise und alles rund um die Anmeldung. Wenn Du alles aufmerksam gelesen hast, sollten bereits viele Fragen beantwortet sein. Wenn nicht: Schreib mir gerne eine Mail!

Bei dieser Online-Schulung erhalten maximal 12 Personen über einen Zeitraum von 3 Monaten regelmäßigen Unterricht. Im Zentrum der Schulung steht dann das Mixing – mit einem deiner Tracks. Dafür zeige ich Dir natürlich zuerst alle „Tools“ in Ableton Live, die dafür wichtig sind:

  • Effekte (EQ, Compressor, Utility – aber auch: Amp, Saturator und Reverb)
  • Return-Spuren
  • Stereo-Panorama
  • Mid/Side-Processing
  • Volume
  • Automationen

Aber die Werkzeuge alleine machen noch keinen guten Mix! Deswegen lernst Du Strategien und Methoden kennen, die den Mixing-Prozess in überschaubare, logische Schritte unterteilen und verschiedene Konzepte, um die wichtigsten Elemente in deinem Track gut im Mix zu platzieren. Aber natürlich wollen wir auch das „Beiwerk“ (also Begleitungen und Sounds im Hintergrund) sinnvoll und unterstützend einbinden. Besonders spannend wird es, wenn wir Entscheidungen treffen müssen, um Frequenzen (und vielleicht auch musikalische Elemente…) in einzelnen Spuren zu reduzieren, damit sich verschiedene Sounds nicht gegenseitig behindern oder im Wege stehen. Für diesen Prozess benötigt man etwas Erfahrung und Zeit. Und das geht nur mit einer sehr kleinen Gruppe und auch nur, wenn wir regelmäßig zusammen an Deinem Track arbeiten.

Und so läuft das ab:

 [spacer]

Du bekommst sechs Online-Live-Sessions:

19.08.2020 – 20:00 Uhr

02.09.2020 – 20:00 Uhr

16.09.2020 – 20:00 Uhr

30.09.2020 – 20:00 Uhr

21.10.2020 – 20:00 Uhr

04.11.2020 – 20:00 Uhr

Jede Session dauert planmäßig 90 Minuten. In den letzten Staffeln gab es aber oft so viel zu besprechen oder wir waren gerade so im „Flow“, dass bei einigen Sessions deutlich überzogen wurde. Denn jede Session ist erst dann vorbei, wenn es keine Fragen mehr gibt und jeder mit seinem Projekt oder Anliegen an der Reihe war. Bei Interesse stelle ich Dir auch gerne ein Video mit Auszügen aus der letzten Staffel zur Verfügung, damit Du Dir ein Bild machen kannst, wie es dort zugeht. Schreib mir dafür eine kurze Nachricht!

Solltest Du an einer Session nicht teilnehmen können, dann ist das kein Problem: Denn Du bekommst eine Video-Aufzeichnung jeder Session, durch die Du nichts verpasst und auch noch einmal alles nachschauen kannst.

Für die Zeit zwischen den Sessions bekommen alle Teilnehmer*innen kleine Aufgaben und Übungen – am Anfang der nächsten Session werden dann die Ergebnisse präsentiert und verglichen. Dieser Aspekt der Schulung ist immer extrem spannend, wenn man erfährt, auf welche Ideen und Lösungen die anderen Teilnehmer*innen gekommen sind und wie unterschiedlich die Resultate klingen! Aber keine Angst: Im Gegensatz zur Schule gibt es hier keinen Ärger, wenn man mal ohne Hausaufgaben zu einer Session kommt.

Außerdem wirst Du für die Dauer des Kurses Mitglied in der geheimen Facebook-Gruppe der „Schule der magischen Musik“. Hier findest Du nicht nur zusätzliche Informationen und Tipps, sondern kannst auch sehr leicht mit mir und den anderen Teilnehmer*innen in Kontakt treten, um z.B. eine Frage beantwortet zu bekommen oder Dich auszutauschen.

 [spacer]

Themen und Inhalte:

  • Drei völlig verschiedene Strategien für das Mixing
  • Individuelles, professionelles Feedback zu Deinem Track und das Aufstellen eines „Mixing-Ziels“
  • Verwendung von Gruppenspuren und Sidechain-Techniken für das Mixing
  • Vorgefertigte und eigene Tastaturbefehle für ein flüssiges Arbeiten
  • Tipps und Tricks, um die verschiedenen Sound-Ebenen Deines Tracks überzeugend miteinander zu verbinden
  • Automationen einzeichnen, aufzeichnen und bearbeiten – unter besonderer Berücksichtigung der neuen Features von Live 10.1
  • Einbindung von externen Controllern (z.B. „Push“ und „APC 40“), sofern bei Dir vorhanden
  • Verschiedene Aufgaben und Übungen zum Vertiefen einzelner Aspekte
  • Mixing Phase 1: Audio-Effekte für Einzelspuren (EQ, Compressor)
  • Mixing Phase 2: Audio-Effekte für Räumlichkeit und Tiefenstaffelung (Reverb, Panorama und Return-Spuren)
  • Mixing Phase 3: Volume-Mix
  • Und natürlich: Deine Themen, Deine Fragen und Wünsche werden vor jeder Session von mir abgefragt und werden inhaltlich berücksichtigt!

 [spacer]

Für wen ist dieser Kurs geeignet?

Für komplette Einsteiger*innen in die Welt von Live ist dieser Kurs nicht geeignet. Du solltest bereits eigene Tracks produziert und mindestens ein Jahr mit Ableton Live gearbeitet haben. Vielleicht bist Du aber auch schon seit einigen Jahren mit Live zugange – und willst Dir den „letzten Schliff“ bei einem Profi und „Ableton Certified Trainer“ holen, um mal zu sehen, welche Dinge ein Profi anders macht oder anders/effektiver angeht. Dann bist Du hier definitiv richtig! Also keine Sorge: Ich werde darauf achten, dass keine Aufgabe für Dich zu schwer (oder zu leicht) ist. Individuelle Betreuung ist der Schlüssel: Aus gutem Grund gibt es eine limitierte Teilnehmerzahl, damit ich ausreichend Ressourcen habe, um auf alle Bedürfnisse und Fragen umfassend eingehen zu können. Der Kurs ist für Teilnehmer*innen ab 18 Jahre.

 [spacer]

Was benötige ich, um teilnehmen zu können?

Du brauchst einen Computer mit stabilem Internetanschluss. Eine Webcam ist nicht zwingend notwendig, wäre aber schön, damit wir uns auch sehen können! Ohne ein (eingebautes) Mikrofon wird es schwierig. Einfach gesagt: Ein funktionierender Computer, der nicht älter als 15 Jahre ist, sollte den Job erledigen können…

Die verwendete Webinar-Software ist kostenlos und kann zu Beginn der ersten Session mit wenigen Handgriffen heruntergeladen und installiert werden. Für die Verwendung der Webinar-Software erhält Du zusätzlich vorab ein kleines Info-Video von mir. Keine Sorge: Es ist kinderleicht!

Du solltest die Version 10 von Live benutzen – ob in der Intro-, Standard- oder Suite-Edition ist dabei nicht entscheidend. Hauptsache, es ist die 10er-Version.

 [spacer]

Du bist noch unsicher, ob der Kurs für Dich richtig ist?

Ich berate Dich gerne: Stell mir deine Fragen und nutze dafür gerne das Kontakt-Formular auf dieser Website! Ich werde Dir den Kurs nur empfehlen, wenn ich mir sicher bin, dass er Dich weiterbringt. Sollte ich eine Alternative (z.B. Videotutorials oder Einzelunterricht) kennen, die Dir vielleicht mehr hilft als dieser Kurs – dann habe ich kein Problem damit, Dir dann lieber diese Alternative an´s Herz zu legen!

 [spacer]

Kosten/Teilnahmegebühr:

Die Kursgebühr beträgt 280.-€ und ist vor Kursbeginn zu entrichten – nach vorheriger Absprache kann die Gebühr auch in drei Monatsraten von 93,30 € aufgeteilt werden. Die genauen Zahlungsmöglichkeiten erfährst Du nach der Anmeldung.

Treuebonus: Teilnehmer*innen aus den vorangegangenen Staffeln zahlen nur 230.-€!

 [spacer]

Und so funktioniert die Bewerbung/Anmeldung:

Schicke mir Deine Bewerbung bis Montag, den  17.08.2020, an: contact@nils-hoffmann.com

Du kannst dafür alternativ auch das Kontakt-Formular auf dieser Website nutzen!

Ob Du einen Platz bekommen hast, erfährst Du dann einen Tag später am 18.08.2020.

 [spacer]

Das sollte Deine Bewerbung beinhalten:

  • Dein vollständiger Name
  • eine .mp3 von einem Deiner fertigen Tracks (Du kannst natürlich auch einfach einen Link beifügen…)
  • eine .mp3 (oder Link) von deinem ungemixten Track, den wir in diesem Kurs gemeinsam bearbeiten werden – dieser sollte nicht länger als 4:30 Minuten sein!
  • Eine kurze Beschreibung Deines musikalischen Werdegangs und besonders, wie lange Du schon mit „Live“ arbeitest. Zwei bis drei Sätze dazu sind völlig ausreichend!
  • Gerne kannst Du mir auch schreiben, welche Aspekte des Mixing Dir Probleme bereiten oder Dich besonders interessieren.

 [spacer]

Dozent:

Nils Hoffmann

Ableton Certified Trainer und staatlich geprüfter Musikpädagoge

Autor der umfangreichsten deutschsprachigen Lernkurs-Reihe zu Ableton Live („Hands on Ableton Live“) mit mehr als 150 Stunden Tutorials.

Autor des Buches „Ableton Live – von der Saat bis zur Ernte“

Dozent von Kursen in Hamburg, Havanna, Wien, Paris und San Diego.

 [spacer]

Bonus:

Teilnehmer*innen der „Schule der magischen Musik“ erhalten 10% Rabatt auf Tutorials der Reihe „Hands on Ableton Live“ und bis zu 30% Rabatt für Ableton-Produkte!

Du hast noch Fragen? Dann schreib mir jetzt!

[spacer]

Du willst dabei sein?

Dann schicke mir jetzt eine Nachricht! Klicke dafür hier!

 


Und das sagen meine Schüler zu meinen Kursen:

„Ich kann den Kurs sehr empfehlen. Nils schafft eine tolle Atmosphäre in der sich Kreativität frei entfalten kann. Er hat wirklich auf jede Frage eine versierte Antwort und fördert die eigene Kreativität und Lösungsfindung. Die Möglichkeit, seine langjährige Erfahrung für Feedback zu den eigenen Tracks und Fortschritten zu nutzen, ist für Einsteiger wie mich Gold wert. Menschlich aus meiner Sicht eine Bereicherung. 5 von 5 Sternen.“

(David Falk)

„Dem David kann ich mich nur anschließen! Alle 2 Wochen Unterricht zuhause am eigenen Set zu haben , jede Frage sofort und unkompliziert beantwortet zu bekommen, ist ein echter Gewinn, den man nicht vergleichen kann mit dem Schauen von Tutorials . Zudem ist der Austausch mit den anderen Kursteilnehmern sehr bereichernd. Ich hoffe ja, lieber Nils, dass es auch einen „Advanced“ Kurs gibt. Da möchte ich schon gleich auf die Liste gesetzt werden!“

(Mario Spacer)

„Bei Nils Hoffmann ist man durch die beispiellose Kombination aus Know-How zu sowohl Ableton als auch jahrzehntelange Erfahrung in Bereichen wie Gitarre, Klavier, Arrangement usw. bestens aufgehoben. Man bekommt alles zugänglich und anschaulich vermittelt und hat mit Nils zusätzlich einen sehr sympathischen und fähigen Lehrer, bei dem man schnell vergisst, dass das was man gerade tut, eigentlich als lernen bezeichnet wird.“

 (Áramis Moreno)

„Nils ist ein Fuchs!“

 (Heiko Schulz)
Kategorien
Allgemein

Bücher über Musik

IMG_8741

Bücher über Musik sind natürlich genauso spannend wie Kochbücher: Bei dem einen hört Du nichts. Beim anderen riechst und schmeckst Du nichts. Eigentlich also zum Scheitern verurteilt. Aber dann gibt es da natürlich verschiedene Ansätze, warum es doch funktioniert. Noten zum Beispiel. Da hörst Du nichts. Kannst aber trotzdem was  lernen. Manchmal lernt man was über die Musiker*innen. Deren Haltung. Den Kontext. Also vielleicht doch nicht von vornherein zum Scheitern verurteilt. Und: Einige Musiker*innen haben ganz überraschende Wege gefunden, über Musik zu schreiben. Andere nicht. Was war ich von der Bruce Springsteen-Autobiographie enttäuscht. Andere schreiben über sich und ihre Musik – ohne sich anscheinend im Klaren darüber zu sein, was sie da gerade preisgeben. Bestes Beispiel, aber nicht im Bild, weil nur ausgeliehen, „Miles Davis – die Autobiographie“. Ein Offenbarungseid in Sachen „Drogen“. Äußert bizarr zu lesen: Man bekommt den Eindruck, ein musikalisches Genie hat einen ausgeprägten, „blinden Fleck“ in seinem Blick auf sich und die Welt. Das ich diese Lektüre nicht bereue, mag daran liegen, dass ich es mit einem Mojito in der Hand in Kuba verschlungen habe. Und im vorangegangenen Satz kann man schon mindestens zwei meiner eigenen blinden Flecke entdecken, wenn man mich etwas besser kennt.

Manche schreiben drauflos. Meistens chronologisch. Nach der zwanzigsten Biographie, die meist mit dem Elternhaus beginnt, war ich schon von diesem Ansatz extrem genervt. Schön, wenn manche Autor*innen sich Mühe geben, dieses Muster zu durchbrechen oder aufzulockern. Das „Beastie Boys Buch“ zuletzt wirklich erfrischend! Unbeschreiblich – oder würde hier zumindest den Rahmen sprengen. Sollte Dir das Buch irgendwo über den Weg kaufen: Blättere es durch und lasse deine Augen über die 571 Seiten schweifen – Du wirst sofort sehen, dass dieses Buch verdammt „bunt“ ist! Anderes Beispiel: Die Sachen von Glenn Gould. Glenn Gould interviewt Glenn Gould über – Glenn Gould. Da wird schnell klar: Der Typ hat sich ein paar Gedanken gemacht, was das Reden und Schreiben über Musik leisten kann – und was nicht.

1 Kopie

Manchmal geht es eigentlich weniger um Musik – sondern um einen Lifestyle: „Life“ von Keith Richards. Manchmal um das Mindset beim Musizieren, Produzieren und Mixen. Gelegentlich um sehr spezielle Aspekte: „klauen“, „Sampeln“ oder „Wie gestalte ich einen Schluß?“. „Mixing with you mind“ hat mir einige Augen geöffnet. Gibt es leider nur noch antiquarisch. Andere Bücher empfand ich als totale Flops. Oder sie waren für mich zum Zeitpunkt des Lesens nicht relevant. Zu spät oder zu früh. Aber grundsätzlich sind zwei von drei Büchern für mich durchaus hilfreich. Keine schlechte Quote! Das liegt aber auch daran, dass ich viele Bücher vor allem deswegen lese, weil sie mir von guten Freunden und Bekannten empfohlen wurden. Daher möchte ich mich an dieser Stelle bedanken bei Ray, Paule, Gavin, Marleen und Marc – weil ich von ihnen so regelmäßig mit neuem Lesestoff versorgt werde.

Sorry, Erik, deine Buchtipps sind grauenhaft!

 

1 Kopie 2

Kategorien
Allgemein

Die erste Musik

Die erste Musik, an die ich mich erinnern kann: „Der Mond ist aufgegangen“. Dazu schwebend das Gesicht meines Vaters über meinem Kinderbett.  Seine Stimme bei manchen Noten brüchig, manche Tonhöhen eher zu erahnen als zu hören. Ich war da höchstens drei Jahre alt. Trotzdem erinnere ich mich noch gut an den Klang der Melodie und das damit verbundene Gefühl.

Etwas später: Je nach Windrichtung ein regelmäßiges „Bum-Bum-Bum-Bum“. Das Schützenfest, vier Kilometer entfernt. Wie kann ein „Bum“ so laut sein, dass es vier Kilometer entfernt noch zu hören ist?! Und warum ist da keine Melodie? Was finden Leute nur an „Bum-Bum-Bum-Bum“ gut, dass sie es den ganzen Abend lang hören wollen?

Diese beiden Erfahrungen sind mein Einstieg in die Extreme der Musik gewesen: Laut und leise. Melodie und Rhythmus.

Mein Cousin in Stuttgart ist viele Jahre älter. Er hatte eine beeindruckende Plattensammlung! Wenn wir dort zu Besuch waren, versank ich in in einer Traumwelt: Klänge, Cover und Kassetten. TDK-SA-90. Ich war sechs, sieben, acht. Die „Doors“. „Pink Floyd“ und die „Beastie Boys“. Der „Boss“. Kate Bush. Zu Hause im Radio lief nur „Nena“ und „Trio“. Auch schön. Aber irgendwie anders als „The Cure“. Meine erste Begegnung mit Robert Smith: Das Cover von „Starring at the sea“. Ein sehr alter Mann auf dem Cover. Das mußte wohl der Sänger sein. Falsch gedacht.

R-221524-1262045066

Frühe musikalische Prägungen scheinen wichtig zu sein. Manchmal dachte ich einige Ecken weiter: Die frühe Steinzeit. Was gab es da? Leise: Das Einschlaflied. Ein säuselndes Werben und Balzen. Klagen und wimmern. Melodien.

Laut: Stammestänze. Tiefes Leid. Ausgelassenes Spiel. Kriegsgeheul. Lieder, die die monotone Arbeit erträglich machen und wiederkehrende Bewegungen in Rhythmus übersetzen.

Beziehen heutige Songs ihre Wirkung immer noch aus dieser evolutionär-tief-sitzenden Entstehung und Entwicklung?

Die „Doors“ haben sich immer wieder auf „alte“ Aspekte bezogen: Der Schamane. Dyonisos. Mythen, Natur und Zauberei. Alles klar. Völlig nachvollziehbar. Aber wie passen „The Cure“ und „Trio“ in dieses Bild?! Ist „The Cure“ nur eine Variante des Wimmerns?! Wie passt dann „Hot hot hot“ oder „The walk“ in diese Theorie? Oder die Band „Trio“? Welche Funktion hätten deren Lieder in der Steinzeit gehabt? „Turaluralu“ ein Wiegenlied. Aber „Da da da“?

Es wird oft gesagt, die Menschen wüssten noch ganz genau, wo sie waren, als Kennedy erschossen wurde oder sie von den Attentaten am elften September zuerst hörten. Ich weiß noch genau, wie ich zum ersten Mal „Captan Future“ sah und dabei die Musik von Christian Brun hörte. So klang für mich die Zukunft. Auch an die ersten Male „Dark Side of the moon“ und „Misplached Childhood“ erinnere ich mich gut. Es war früher Nachmittag und die Sonne schien in unser Wohnzimmer, als ich zum ersten Mal MTV einschaltete und dort mit offenem Mund das Video von „Money for nothing“ sah.

Und auch wenn es dann bereits einige Jahre später war: Ich weiß noch, wo ich mich befand, als ich das erste Mal „Bombtrack“ hörte. Oder „Unfinished sympathy“ und „Glory Box“. „Bullet with butterfly wings“. „Deck the house“. Vielleicht ist es zu weit gegriffen, für diese Lieder Vorbilder und Muster aus der Steinzeit zu suchen. Gewiss gehören diese Momente aber zu meiner eigenen, persönlichen Steinzeit, auf die ich mich mit meiner Musik, bewusst und unbewusst, immer wieder beziehe.

Kategorien
Allgemein

Was wurde aus MySpace?

Bildschirmfoto 2020-04-03 um 09.48.22 (ca. 2008)

Was ist eigentlich aus meinem MySpace-Account geworden?

Für die jüngeren Leser*innen: In der Frühzeit des Internets war MySpace für einige Jahre DAS Ding, um eigene Musik hochzuladen und sich mit Freunden zu verbinden. Lange, bevor es Facebook, WhatsApp oder Spotify gab. Auf jedem Flyer von Clubs und Partys waren Links zu irgendwelchen MySpace-Profilen zu finden. „Du bist nicht bei MySpace?!!“ – den Satz kennt man immer noch, nur mit einem anderen Wort am Schluß. Und dann, ich erinnere mich noch sehr gut, hörte quasi von einem auf den anderen Tag, überall dieses Wort: „Facebook!“. Jeder sprach darüber. Neue Sachen sind toll, finde ich auch. Smartphones, Netflix, Kaffeevollautomaten. Aber übersieht man leider oft, was man durch neue Sachen verliert. Telefonzellen, Werbeunterbrechungen und fehlende Filtertüten. Ok, schlechtes Beispiel. Obwohl: Eigentlich gutes Beispiel, denn bei MySpace ist es so ähnlich. Eben noch die heißeste Seite im Netz – und dann der Absturz ins Bodenlose…

Bildschirmfoto 2020-04-03 um 09.49.58 (ca. 2011)

Im November 2018 lag „MySpace“ nur noch auf Rang 4.392 der meistbesuchten Internetseiten. Im März 2019 wurde bekannt, dass MySpace alle Fotos, Videos und Audiodateien verloren hat, die in den Jahren 2003 bis 2016 hochgeladen wurden. Ursache war nach eigenen Angaben ein missglückter Serverumzug. Wegen der Sicherheitslücken und permanenten technischen Problemen wurde MySpace vom Magazin „PCWorld“ im September 2006 auf Platz 1 der 25 schlechtesten Internetseiten gesetzt.

Und heute habe ich mich tatsächlich mal wieder in meinen alten Account eingeloggt.

Ich kenne keine Plattform, bei der ein „Delete Profile“-Button leichter zu finden ist. Er ist einfach überall und auf jeder Unterseite prominent platziert. Warum nur?

Die Seite ist heutzutage grauenhaft. Stell Dir vor, Du triffst einen alten Schulfreund wieder, und er ist von diversen Unfällen entstellt und Du erkennst ihn kaum wieder. Er ist zudem betrunken und trägt eine Perücke. Speichel läuft aus seinen Mundwinkeln. Er spricht einen dir völlig unverständlichen Dialekt. Dem Geruch nach zu urteilen hat er sich seit Tagen nicht gewaschen. DAS ist MySpace im Jahr 2020.

Ich habe daraufhin mein Profil aktualisiert.

https://myspace.com/nilshoffmann

Bildschirmfoto 2020-04-03 um 10.07.15

 

Kategorien
Allgemein

Meine Musikausbildung – die Jahre in Kassel

Du solltest diese Geschichte bis zum Schluß lesen. Ernsthaft. Denn gegen Ende kommt, wie in manchen Filmen, ein „Twist“. Da findest du heraus: Das Opfer ist in Wahrheit der Täter, die Leiche lebt noch und der Juwelenraub hat in dieser Form nicht stattgefunden, wie Du es die längste Zeit dachtest. Also dann: Kassel.

classic_1

Ich kam 1998 zum Musikstudium. Klassische Gitarre und Klavier. Davor hatte ich viele Jahre in Bands gespielt und diverse House- und Techno-Party besucht. Aber als ich nach Kassel kam hatte ich kurze Haare, trug die meiste Zeit Anzughemden und dachte ernsthaft, ich würde mein Studium als Gitarrist verlassen. Im Studium lernte ich Musik kennen, die ich durchaus interessant fand: Scarlatti, Mendelsohn, Corelli und irgendwann auch Bach. Allerdings wurden alle Student*innen dazu verdonnert, im Chor zu singen. Lobpreisungen auf Gott aus meinem Mund oder im Tenor die Matthäus-Passion? Das ging mir entschieden zu weit. Musiktheorie, Musikgeschichte, Instrumentenkunde: Da konnte ich was lernen. Und gleichzeitig stolperte ich in Kassel in eine völlig andere Welt: Elektronische Musik. Ich lernte DJs und Produzenten kennen und spielte bald in einigen Bars und Clubs: Stammheim, A.R.M. und Lolita Bar. Das diese Clubs und Musiker zur Speerspitze der elektronischen Musik in Deutschland gehörten, war mir weder klar noch wichtig. Mich interessierte es vor allem, neue Musik kennenzulernen, neue Hard- und Software zu benutzen und Live-Konzerte zu spielen, die ganz anders waren, als ich es mit meinen Bands zuvor erlebt hatte. Es wurde viel experimentiert und improvisiert. Was nur gut funktioniert, wenn man sich gut kennt und weiß, wo der andere gerade hin will. Wenn das gelingt, entsteht darüber natürlich auch eine vertrauensvolle Beziehung zu den Mitmusikern. Das Publikum in Kassel zu dieser Zeit war fantastisch: Es war offen und neugierig und man konnte daher ständig Neues ausprobieren.

Und während ich tagsüber lernte, wie Beethoven in seinen verschiedenen Phasen Klaviersonaten strukturierte, wie man grundtonverkürzte Sept-Nonen-Akkorde auflösen kann und welche Übungen die Präzision in meinem Ringfinger bei schwierigen Akkorden verbessern können – lernte ich nachts viel über die Kraft von Repetitionen, ADSR-Kurven und Sägezahn-Wellen. Es gefiel mir gut, in diesem Spagat zu leben: Einerseits individuell-angefertigte Konzert-Gitarren für viele tausend Mark zu spielen, andererseits am Abend die E-Gitarre für den Club auszuwählen, die eine Jägermeister-Dusche am besten wegstecken würde.

Was es für mich besonders spannend machte: Diese beiden Welten überschnitten sich in keiner Weise. Ich traf tagsüber beim Studium keine Leute, die ich am Abend zuvor im Club gesehen hatte und auch musikalisch hatten diese Welten nichts miteinander zu tun. Schon früh kam mir der Begriff „Ausgleichssport“ in den Sinn, nur wußte ich eigentlich nie, was meine Hauptbeschäftigung war und welche Welt dem Ausgleich diente. Und ich erkannte schnell, dass mir beides zusammen gut tat: Lernte ich tagsüber gewisse Regeln, welche Tonleitern gewissen Kompositionen zu Grunde liegen, musste ich am Abend lernen: Es sind die „falschen“ Töne, die moderne Musik richtig klingen lassen. Konkret: Über einem a-Moll-Akkord penetrant die Note „C#“ zu spielen ist deutlich mehr „Techno“ als die, eigentlich naheliegende, Note „c“ zu spielen. Bei Tag „Kontrapunkt“ und „Generalbass“, bei Nacht „Vocoder“ und „Step Sequencer“. Aber ich will hier nicht zu weit in die technischen und musiktheoretischen Details gehen.

Die grobe Richtung dürfte klar geworden sein: Während meiner Jahre in Kassel hatte ich eigentlich zwei Musikausbildungen. Die eine bei Tag. Die andere bei Nacht. Und auch wenn ich zu dieser Zeit starke Zweifel hatte, ob sich dieser Spagat nicht als großer Fehler herausstellen würde (anstatt sich mit Haut und Haaren für einen Weg zu entscheiden…) – so habe ich diese Jahre vollständig in dieser Ambivalenz gelebt. Viele Jahre später, natürlich, wird sich dieser Weg als clever herausstellen. Heute profitiere ich von beidem gleichermaßen. Privat und beruflich. Aber zu dieser Zeit war das keine bewußte Strategie – es hatte sich einfach so ergeben. Und ich hätte es mir nie vorstellen können, dass sich diese so unterschiedlichen Fäden einmal verknoten lassen zu etwas sinnvollem. Wie es ja schließlich gekommen ist. Aber das konnte ich ja nicht wissen, damals in Kassel.

Aus diesem Stoff könnte man einen sehr aalglatten, romantischen Hollywood-Film mit Happy-End machen. Wenn man die folgenden Facetten rausläßt und unterschlägt: Das Musikstudium hatte nichts mit Kreativität zu tun. Dabei liebe ich es ja vor allem, mir neue Songs und Tracks auszudenken. Kreativität ist aber ein Motor, der am Laufen gehalten werden will. Noch einen Tag länger in der Musikakademie – und mein kreativer Motor hätte einen irreparablen Kolbenfresser davongetragen. Es war wirklich knapp! Es ging nur um bereits geschriebene Musik, die oft viele hundert Jahre alt war. Nichts neues war erwünscht oder gefordert. Schnell kam ich mir vor wie ein Zirkusaffe, dem bewährte Kunststücke beigebracht werden sollten. Man benötigt Kreativität, um der geschriebenen Partitur einer Symphonie als Dirigent den eigenen Stempel aufzudrücken. Nur war ich leider nicht Dirigent. Sondern klassische Gitarre und Klavier. Um ein eigenes Stück bei der Abschlussprüfung spielen zu können, mußte ich einen unbekannten, klassischen Komponisten erfinden und ihn als Autor angeben. „Johannes Käfig“ – ein Wortspiel mit dem Namen „John Cage“, den es ja tatsächlich gab.

Und meine Kommiliton*innen waren von einer speziellen Sorte: In der Mehrheit feine Töchter von Zahnärztinnen und Architekten. Das verrückteste, was sie je im Leben angestellt haben, war eine Tempoangabe in einem Ravel-Stück zu missachten und es 2 BPM schneller als gefordert zu spielen. Kleine Übertreibung. Seit ihrer Kindheit hatten sie jeden Tag viel Zeit am Instrument verbracht – und wenig mit anderen Kindern gespielt, würde ich mal behaupten. Das Soziale und Zwischenmenschliche war oft etwas unterentwickelt. Mit Ausnahme der Studierenden aus den östlichen Bundesländern. Und den vielen Koreanern dort, mit denen ich mit recht gut verstand. Aber das war die deutliche Minderheit dort. Sich mit den „klassischen“ Musikstudent*innen umgeben zu müssen, fühlte sich für mich an, wie mit Migrationshintergrund auf einem AFD-Parteitag zu sitzen. Als Werder-Fan im HSV-Block. Mit einem Neon-Outfit auf einem „The Cure“-Konzert. Gesprächsthemen oder Interessen jenseits der klassischen Musik? Meistens Fehlanzeige. Ab dem 4. Semester habe ich regelmäßig so getan, als würde ich telefonieren, um beim Betreten des Gebäudes oder bei Raumwechseln meinen Kommiliton*innen aus dem Weg zu gehen. Krass, oder? Obwohl wir 4 Jahre lang jede Woche Unterricht zusammen hatten, hat mich mein Gitarren-Professor nicht ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht. Moderne Musik? Strawinsky. Von den Beatles hatte er schon gehört. Aber das ist ja keine richtige „Musik“.

Aber auf der anderen Seite auch nicht besser: Im Club (gemessen!) 117 dB. Schon 125 dB wären ein Düsenjet, mit den Ohren direkt an den Turbinen. Noch einen Gig mehr – und ich wäre jetzt taub. Und das ist nun keine Übertreibung. Und die Menschen um mich herum mit Drogenproblemen wie aus „Trainspotting“. Mit allen sozialen Defiziten ausgestattet, die Drogenkonsum mit sich bringt. Lügen, Betrug, Unzuverlässigkeit, Selbstüberschätzung. Das Publikum in den Bars und Clubs war ab einer gewissen Uhrzeit zu 99% von Substanzen bestimmt. Die Musiker und DJs natürlich auch. Dabei hatte ich zu ihnen, anders als zu meinen Kommiliton*innen, einen viel persönlicheren Draht. Daher war die Enttäuschung über dieses und jenes hier auch um einiges größer. Und wenn man einmal morgens um 11 Uhr einen Techno-Club bei Tageslicht gesehen hat, ist jegliche Romantik sowieso dahin. Und, wenn ich ehrlich zu mir und Euch bin, habe ich bei Nacht gelegentlich auch die Kontrolle über mich verloren und einige Male eine gruselige Figur abgegeben. Leider kann ich mich heute noch an alles erinnern. Einiges davon würde ich gerne ungeschehen machen. Nicht nur musikalisch. Denn es war die Zeit der MiniDisc-Recorder und damit ließen sich die Konzerte digital mitschneiden. Was ich da später hören konnte, war kilometerweit von der Erinnerung entfernt, die ich von manchen Abenden im Kopf gespeichert hatte. Oder eher: Lichtjahre. Immerhin habe ich für mich daraus die Lehren gezogen – und eigentlich nichts davon hat sich seitdem in diesem Maß (oder sollte ich besser sagen: Maßlosigkeit…) wiederholt. Wilder kann es im „Studio 54“ in den späten 70ern eigentlich auch nicht zugegangen sein. Und nicht jede Sequenz in Reportagen und Dokus über das „Studio 54“ ist ausnahmslos appetitlich.

Was man in einem aalglatten Film also als zwei Welten darstellen könnte, die sich gegenseitig befruchten, könnte man das auch genauso gut als zwei Höllen verfilmen, in denen man gefangen ist. Das wäre der Film, bei dem David Lynch Regie führt. Nicht unterschlagen sollte ich, dass ich in beiden Welten jeweils einen „Freund fürs Leben“ gefunden habe, mit denen ich bis zum heutigen Tag jede Sorge besprechen kann.

Und ich werde jetzt keine „abschließende Betrachtung“ schreiben, um mit einem pädagogischen Hintergedanken diese Geschichte vielleicht mit Ratschlägen für angehende Musiker*innen abzuschließen. So war es zu dieser Zeit bei mir. Es hatte sich nun mal so so ergeben.

Dürfte ich mir aussuchen, wer diese Episode aus meinem Leben verfilmen sollte, dann würde ich William Shakespeare wählen. Denn er hat ohne jeden Zweifel verstanden, wie nah Komödie und Tragödie manchmal liegen können und wie schnell sich erhabene Momente mit Banalitäten und Abgründen vermischen können. Leider wird sich dieser Wunsch niemals umsetzen lassen – genau so wenig, wie herauszufinden, was wohl gewesen wäre, wenn ich nur in der einen oder anderen Welt gelebt hätte…