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Der beste Auftritt meines Lebens

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Nach der erstaunlichen Resonanz auf meinen Beitrag „Der übelste Auftritt meines Lebens“ möchte ich der negativen Energie, die dieser Blogeintrag verströmt, gerne etwas positives entgegensetzen: „Der beste Auftritt meines Lebens“. Nun könnte es sein, dass dieser Eintrag etwas langweilig gerät, denn wer möchte schon lesen, dass alles glatt ging? Aber keine Sorge, dieser Post hat  einige interessante Wendungen zu bieten…

Ich mag Frage- und Antwortspiele. Wenn ich Menschen kennenlernen möchte, stelle ich ihnen Fragen. Letztes Buch? Wohin würdest Du gerne mal reisen? Einfach mal fragen. Wenn ich Leuten die Frage gestellt habe, „In welchem Land fand wohl der geilste Gig meines Lebens jemals statt?“, bekam ich eigentlich immer die Antwort: „In der Schweiz!“. Keine Ahnung warum. Aber es stimmt!

Es fing ziemlich chaotisch an: Der Weg vom Parkplatz zum Flughafen war weiter als gedacht. Ich hatte meine wichtigsten Geräte im Handgepäck. Ich war sehr spät dran, als ich zur Sicherheitskontrolle am Flughafen kam. Der Beamte beäugte misstrauisch meine Geräte. Sowas hatte er anscheinend noch nicht gesehen. Sein Gerät zum Aufspüren von Sprengstoff hatte die Größe eines Spargelschälers. Meine Geräte waren, nebeneinander ausgebreitet, etwa 1,5 Quadratmeter groß. Aber sie waren nicht ausgebreitet. Ich hatte sie in der einzigen möglichen Anordnung in einem Koffer verstaut. Diese Anordnung war gestern Abend in mühevoller Kleinarbeit entstanden. Jede Komponente meines Equipments wurde mit dem Gerät zur Sprengstofferkennung gescannt. Dabei bewegte der Beamte sein Messgerät mit der Geschwindigkeit von tektonischen Plattenverschiebungen. Die Uhr tickte.

Nachdem die Unbedenklichkeit meines Equipments festgestellt worden war, musste ich alles irgendwie wieder in die ursprüngliche Packordnung bringen. Danach hastete ich zu meinem Gate. Es war maximal weit entfernt. Als ich ein unbeaufsichtigtes Elektrofahrzeug erspähte, schoss mir ein verwegener Gedanke durch den Kopf…aber so cool bin ich dann auch nicht. Also: Die Beine in die Hand nehmen. Ich erreiche das Gate, betrete im letzten Moment das Flugzeug und freue mich wie ein Schneekönig, dass ich den Flug bekommen habe. Becker-Faut. Laut ausgerufenes „Yes!“. 200 Passagiere schauen mich an, während ich im Eingangsbereich einen Freudentanz aufführe. Peinlich.

Wir landen in Zürich. Am Flughafen werde ich abgeholt. „Herzlich willkommen, ich bin Stefan, dein persönlicher Assistent für dieses Wochenende!“ Wir fahren zum Auftrittsort. Alles angeforderte Equipment auf der Bühne ist da. Im Backstagebereich stehen 4 Computer, um im Internet zu surfen. Auf dem Tisch steht eine Dose mit allen gängigen Drogen dieser Welt. Neben bequemen Sofas steht ein Kühlschrank mit allen gängigen Getränken dieser Welt.

Der Soundcheck läuft gut und entspannt. Eine Stunde vor dem Auftritt spricht mich jemand an:“Ich mache heute hier die Visuals – hast du ne Lieblingsfarbe?! Was darf ich hinter Dir auf die Leinwand zaubern, damit Du happy bist? Ich hab mir mal deine Musik angehört, und DAS sind meine Vorschläge dazu. Hier hast Du drei Entwürfe, sag mir doch bitte mal, was Dir davon gefällt.“ Ich bin beeindruckt und wähle „Variante 2“.

Wo bin ich den hier gelandet? Diese Schweizer – so geil!

Mein Gig soll um 22 Uhr losgehen. Und es ging um 22 Uhr los. Nicht 21:59 Uhr. Nicht 22:01 Uhr. 22 Uhr!

Mit geilen Visuals. Prima Sound. Tänzerinnen. Stefan ging dann am nächsten Tag mit mir auf Sightseeing-Tour. Auf den Flohmarkt. Wo wir zufällig eine der Tänzerinnen trafen. In die angesagtesten CD/LP-Shops (wo ich mir die Cello-Suiten von Bach in der Einspielung von Yo-Yo Ma kaufte…eine tolle Erinnerung an diesen Tag!).

Besser geht es nicht. Was für eine Wohltat! Ach, wäre es doch immer so….An diesem einen Abend war alles perfekt. Und das will, verdammt noch mal, was heißen!

„Perfekt!“

Eigentlich gibt es das Wort bei mir nicht.

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Der übelste Auftritt meines Lebens.

Bevor es losgeht: Auf den nachfolgenden Beitrag habe ich viele Reaktionen bekommen. Viele Musiker haben mir daraufhin ihre Geschichten erzählt und geschrieben. Nun kam ich dadurch auf folgende Idee: Wir sammeln solche Stories und bringen sie als Buch heraus. Es gäbe dafür mindestens zwei Zielgruppen: Für erfahrene Musiker zum Schmunzeln, aber besonders für alle (jungen) Menschen, die vielleicht Musiker werden wollen, als Einblick, was einen so erwartet. Daher: Wenn Du auch eine Geschichte teilen/beitragen möchtest, dann schreib sie in die Kommentare unter diesen Artikel oder schicke mir eine Nachricht über das Kontaktformular!

Und hier kommt sie, die unglaubliche (aber weder erfundene, noch übertriebene) Geschichte vom übelsten Auftritt meines Lebens:

Ein Jazz-Festival. Große Namen. Sehr große Namen, zum Teil Legenden. Ich irgendwie dazwischen gerutscht.

Ich wurde gebucht, um zwischen den Sets (also in den Umbaupausen) zu spielen. In dieser Zeit hatte ich mir einen kleinen Namen gemacht mit „Elektroswing“. Bereitete mich wie üblich sehr akribisch vor: 4 x 35 – 45 Minuten vom Besten, was ich je in dieser Richtung gemacht hatte. Auswahl treffen, Sets zusammenstellen, durchspielen, verändern, durchspielen, verbessern, Zeit stoppen, Probeaufnahmen hören, Üben, Backups erstellen.

Ich war bereit.

Der Auftritt an einem ungewöhnlichen Ort: Blohm & Voss, die ledendäre Schiffswerft in Hamburg. Die große Halle. Ich fuhr mit einem Auto voller Equipment zum Haupttor.

„Wo ist ihr Zugangsschein?“

„Zugangsschein ? Keine Ahnung, ich soll hier heute Musik machen.“

„Alle haben vorher einen Zugangsschein bekommen.“

„Ich nicht. Alles mögliche habe ich vorab bekommen an Infos. Aber keinen Schein.“

„Zutritt nur mit Zugangsschein!“

„Ich hab aber keinen bekommen. Fragen sie bitte bei den Veranstaltern in der Halle nach. Ich soll hier heute Musik machen.“

„Zutritt nur mit Zugangsschein.“

Nach kurzer Diskussion durfte ich dann doch auf das Gelände. Ohne Auto allerdings, wie es zunächst hieß. Nachdem ich eine weitere Viertelstunde dem Pförtner erklärt hatte, dass mein Auto voller Equipment sei, ließ er mich gnädigerweise doch mit dem Wagen auf das Gelände. Was für ein Start in den Abend…

In der Halle suchte ich nach meinem mir vorab angekündigten Ansprechpartner. „Lars“ (Name geändert) ist der Stage-Manager und kümmert sich um die technischen Aspekte der Bühne.

„Kannst Du mir sagen, wo Lars ist?“

„Lars ist weg. Seine Frau bekommt grade ein Baby. Till (Name geändert) vertritt ihn heute.“

„Und wo ist Till?“

„Nicht da.“

„Ah, ok, äh, und wer kann mir jetzt sagen, wo ich meinen Kram aufbauen kann?“

„Wer bist Du denn?“

„Ich soll hier zwischen den Hauptacts Musik machen“

„Davon weiß ich nichts.“

„Guck mal in´s Programm: Nils Hoffmann. Wie gesagt: Ich spiele immer zwischen den Haupt-Acts.“

„Davon weiß ich nichts.“

„Guck mal in´s Programm: „Herr Hoffmann„.“

„Das haben wir hier aber noch nie so gemacht. Mit Musik dazwischen.“

„Aber dafür wurde ich hier gebucht. Guck doch einfach mal in´s Programm hier: Da steht es!“

„Hmm, na gut, aber die Bühne ist voll. Wegen der Big Band. Alles voll.“

„Ähh, und nun?!“

(Er blättert entnervt im Programmheft)

„Du kannst dich vor der Bühne aufbauen.“

„VOR der Bühne? Im Graben für die Presseleute? Nicht Dein Ernst!!! Hey, die Bühne ist 30 Meter breit, ich brauche ja nur Platz für ein Laptop und ein paar Controller.“

„Du kannst auch hinter der Bühne stehen. Davor oder dahinter. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht – und beeil Dich mit dem Soundcheck – in 5 Minuten haben die Tontechniker Pause.“

Dabei war ich nicht nur pünktlich zur vorab vereinbarten Uhrzeit aufgetaucht, sondern eine komplette Stunde zu früh am Veranstaltungsort. Trotz komplexem Setup (Zwei Computer, kleines Mischpult, Festplatten, Interfaces, Controller) schaffte ich es irgendwie, in fünf Minuten aufzubauen – vor der Bühne. Ich lade das erste Set. Gebe ein Signal raus an die P.A.. Nach 3 Sekunden Soundcheck brüllt der Tontechniker:

„Ok, danke. PAUSE!“

(An diesem Punkt hätte ich einfach nach Hause fahren sollen…)

Die erste Show begann. Ich schlenderte derweil durch die Halle. Kaufte mir auf eigene Kosten überteuerte Würstchen und Cola am Stand vor der Halle. Ein Catering war für mich nicht vorgesehen. Mein Soundcheck war für 16 Uhr angesetzt gewesen, das Konzert sollte gegen Mitternacht enden. Einen Ansprechpartner war in den letzten Stunden nicht aufgetaucht. Meine Telefonanrufe beim Veranstalter landeten auf der Mailbox.

Der erste Act spielte irgendwann seinen letzten Song. Es wurde Zeit, mich an meinen Arbeitsplatz vor der Bühne zu begeben. Ich näherte mich also der Absperrung vor der Bühne. Ein Security-Mann stellte sich mir in den Weg.

„Ausweis!“

„Äh, hab ich nicht. Gerne hätte ich einen Ausweis, aber es lief alles etwas chaotisch: Lars sollte mir einen Ausweis geben, aber seine Frau bekommt grade ein Baby, Till vertritt ihn, aber den habe ich bisher auch nicht gesehen. Ich mache gleich Musik zwischen den Hauptacts. Guck, da vor der Bühne steht mein Zeug, da muß ich jetzt hin.“

„Aus – weis!!!“

„Du hast da doch ein Funkgerät, hole bitte mal den Till oder wer auch immer hier grade Stage-Manager ist her, damit er Dir das bestätigen kann.“

„Den Ausweis!!!!“

„Ok, ich erkläre es Dir jetzt mal anders. Wenn Du mich jetzt nicht durchlässt, dann gibt´s hier jetzt keine Musik zwischen den einzelnen Hauptacts. Willst DU dafür verantwortlich sein?“

Nach einer längeren Diskussion darf ich dann doch irgendwann passieren. Ich erreiche meinen Arbeitsplatz grade rechtzeitig mit dem Schlußakkord des ersten Acts. Und spiele mein erstes Set. Atmosphärisches Intro. Eine sanfte Fäche in d-Moll, die eine Grundlage für eine Improvisation mit Swing-Samples bilden sollte. Da ich ein Freund von Dynamik bin, beginne ich sehr leise und verhalten. Doch schon nach wenigen Sekunden steht der Tontechniker vom Mischpult vor mir.

„SOFORT leiser!!!“

Ich ziehe meinen Masterkanal irritiert um -9 dB leiser.

„LEISER!!!“

Ich ziehe meinen Master um weitere -16 dB leiser.

„Noch viel leiser!!!“

Ich ziehe meinen Master-Kanal um -32 dB leiser. Die Musik ist jetzt so laut wie das Gemurmel des Publikums. Eher leiser als das Gemurmel.

(An diesem Punkt hätte ich einfach nach Hause fahren sollen…)

Der nächste Hauptact spielt seine Show. Dann bin ich wieder dran. Ich versuche, mich von der Zimmerlautstärke (bzw. weniger…) nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und schaffe es nach einigen Minuten auch, recht gut in mein nächstes Set reinzukommen. Grade spiele ich ein erstes Solo, als vor der Bühne, genau dort wo ich stehe, haufenweise neues Equipment auf mich zurollt. Schlagzeug-Becken, Stative, verschiedene Keyboards und ein Kontrabass. Anscheinend die Instrumente des nächsten Acts.

„Aus dem Weg!“ büllt ein Roadie mich an.

Doch wie soll ich mich mit meinem Zeug in Luft auflösen?

„Faß doch mal an!“ schreit ein anderer Roadie.

Ein dritter Roadie fängt bereits an, meinen Computer und die Controller beiseite zu schieben, während schon ein Kontrabass-Koffer über meinen Kopf schwebt.

(An diesem Punkt hätte ich definitiv nach Hause fahren sollen…)

Der nächste Show-Act, der sich auf der Bühne bereit macht, verdient definitiv das Prädikat „Legende“. Während ich also in meiner Flüsterlautstärke meine Musik irgendwie weiterspiele, brüllt der Keyboarder der Band von der Bühne zu mir herunter:

„What are you playing? This is crap. Stop this bullshit!“

Nach allem , wie der Tag bisher gelaufen ist, konnte ich mir nun ein Grinsen nicht verkneifen . Da kam der Keyboarder mit hochrotem Kopf an den Bühnenrand und brüllt mit funkelnden Augen zu mir herunter:

„What are you laughing, boy? Fuck you and your fucking music!“

(An diesem Punkt hätte ich längst zu Hause sein sollen…)

Wenig später, in seinem Konzert, macht eben dieser Keyboarder eine Ansage, in der er sich für die viele Liebe bedankt, die er in diesem Raum spürt. Und wie dankbar er ist für den Respekt, den man hier seiner Musik entgegenbringt.

Wäre mir dieses Festival nicht so wichtig gewesen, ich hätte längst meine Sachen gepackt und wäre nach Hause gegangen. So aber erfüllte ich pflichtbewusst meine Aufgabe bis zum letzten Ton, packte erst gegen Mitternacht meine Sachen.

Fazit: Es gibt seitdem keine „wichtigen“ Gigs mehr für mich. Ich spiele da, wo man nett miteinander umgeht. Und: Ich gehe sofort, wenn derartige Dinge passieren. Oder fange gar nicht erst an. Alles andere ist ja Quatsch. Keine Ahnung, warum ich mir das an diesem Tag so lange gegeben habe. Ist schon ein paar Jahre her, da war ich in diesen Dingen noch etwas unerfahren bzw. unsicher. Manchmal braucht es wohl derartige Erfahrungen, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Hätte trotzdem gerne auf diese Erfahrung verzichtet. Es war ein Alptraum.

Außerdem nehme ich zukünftig immer eine kleine Dose Gift mit zum Auftritt. Seid gewarnt, liebe Keyboarder, Bühnenmanager und Legenden! Lasst niemals Eure Drinks unbeaufsichtigt, wenn ihr mich vorher angepöbelt habt…der Onkel hat jetzt G-I-F-T in der Tasche!!!

(Kleiner Tipp an Musikaliengroßhändler wie „Thomann“: Bitte nehmt „Bühnengift“ in euer Sortiment auf. It sells…)

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Fuckin´amazing Weblinks/Videos

Es gibt Videos, die irgendwie hängen geblieben sind bei mir.

Besonders gut, besonders lustig, besonders beeindruckend. Es geht um Equipment. Um Humor. Looper. Kreativität. Einen Blick hinter die Kulissen. Geschichten. Tolle Musik.

Wer sich die folgenden Videos anschaut, wird ´ne Stunde Spaß haben, falls er (oder sie) tickt wie ich.

Hier einige Links zu meinen Favoriten:

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https://www.youtube.com/watch?v=VUwPB6bHpF8&list=PLqQt4xPG0YPLrAJJMWItEMl50EUCyZtFq

 

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MIDI vs. USB

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Es gibt Gigs, die sind wichtiger als andere. Dieser Gig vor 5 Jahren war mir sehr wichtig, da er von einer Konzertagentur veranstaltet wurde, die regelmäßig auch ein großes Festival in Hamburg organisiert. Daher wollte ich mit diesem Gig eine „Visitenkarte abgeben“, um vielleicht im Anschluß auf dem „großen“ Festival spielen zu dürfen. Es sollte also alles perfekt werden, um einen guten Eindruck zu machen.

Der Gig bestand darin, auf einem Beatles-Tag-Festival eine Stunde lang (elektronische) Remixe der Liverpooler Band zu spielen. Die Aufgabe erschien mir verlockend, schließlich war ich ein glühender Verehrer der Rolling Stones. Und als Stones-Fan war es mir eine Herzensangelegenheit, die Musik der Beatles in ihre Einzelteile zu zerhacken, um sie anschließend neu zusammen zu setzen.

Als erstes besorgte ich mir alle Beatles-Alben und verschaffte mir einen Überblick über ihr Werk. Ich hörte mir jeden Song an, den die Beatles je veröffentlicht hatten, in chronologischer Reihenfolge. Und, zugegebenermaßen, war ich beeindruckt von der stilistischen Entwicklung in der doch relativ kurzen Zeit ihres Bestehens. Und ich merkte schnell, dass ich vor allem die Songs mochte, bei denen Paul McCartney nicht singt.

Nach einer Vorauswahl an Liedern begann die Arbeit. Und das bedeutete: Warpen, warpen, warpen. Stunde um Stunde, Tag für Tag. In dieser Phase habe ich bei einem Umzug geholfen und als der Umzugswagen eine Panne hatte, habe ich mich an den Rand der Autobahn gesetzt und weitergewarped, bis der Abschleppwagen kam. Die Zeit drängte. Aber ich war auch etwas ableton-verrückt in dieser Zeit.

Zu meiner Überraschung trommelt Ringo Star, als hätte er ein Metronom eingebaut. Drum-Computer nichts dagegen. Nachweislich wurden alle Songs ohne Metronom oder Click produziert, aber ich traute meinen Augen kaum beim Blick auf die „segment bpm“-Angaben in der Clip-Ansicht: Immer nahezu konstante Werte im gesamten Song! Das sieht bei den Rolling Stones oft anders aus…

Jetzt konnte das eigentliche Remixen beginnen: Loops setzten, Drums und Loops hinzufügen, Effekte und „auf neue MIDI-Spur-Slicen“. Wollte ich eine Akkordfolge oder eine Bassline doppeln, so war mir der dicke Notenwälzer „the complete Beatles Songbook“, den ich in einer Musikschule entdeckte, eine große Hilfe. So mußte ich nicht mühsam zunächst die Töne bestimmen, sondern konnte die entsprechenden Passagen „vom Blatt“ einspielen. So war am Ende mein Musikstudium der klassischen Musik am Ende doch noch zu etwas gut gewesen. Und wie angenehm, dass ich beim Einspielen in LIVE einfach das Song-Tempo reduzieren konnte – spätestens hier zahlte sich das Warpen aus.

Nach einigen Wochen hatte ich nicht nur ausreichend viele Remixe erstellt, sondern auch zu jedem Stück Instrumente zum Live-Spielen vorbereitet – Drum Racks voll mit Beatles-Fragmenten, Impulse, Instrument Racks, Operator. Und da der Gig perfekt werden sollte, übte ich täglich die „Show“, straffte Übergänge, änderte die Set-List und tausche Songreihenfolgen. Mit der „Resampling“-Funktion nahm ich die Proben auf, analysierte anschließend Schwachpunkte und Längen. Am Ende war die Show exakt 59 Minuten lang.

Dann klingelte eine Woche vor dem Gig das Telefon: Eine Band fällt aus. Ob ich vielleicht wohl auch zwei Stunden Remixe spielen könnte?

Nachtschicht.

Schlafmangel, Augenringe.

Warpen, Loopen, Üben.

Ein Tag vor dem Gig: eine Stunde und neunundfünfzig Minuten Material.

Der Tag des Konzertes. Angenehmer Soundcheck, eine nettte Crew, ein Publikum zwischen 6 und 66 Jahren, eine gute Anlage, es geht los. Die ersten Songs laufen wie am Schnürchen. Ich fühle mich wohl und habe Spaß.

Wie schon gesagt, dieser Gig war mir wirklich wichtig. Bei unwichtigen Gigs spiele ich ohne Hardware-Reserve-Backup. Hier allerdings: Zweites Laptop mit Audio-Interface, gespiegelte Daten, während der Show vorsorgliches scrollen in der Session-Ansicht beim Backup zum aktuellen Song. Ich hätte in zwei Sekunden bei einem Absturz zum Backup wechseln können.

Allerdings hatte ich ein kleines Detail übersehen: Den einzigen USB-Hub.

Und genau dieser USB-Hub verabschiedet sich nun. Und was ist an diesem Hub grade alles angeschlossen? Launchpad, APC 40, zwei Keyboards und zwei weitere Controller mit Effektbelegungen. Nichts davon funktioniert mehr. Die Musik läuft zwar weiter, aber meine Möglichkeiten beschränken sich nun auf das Tounchpad am Laptop. Kurze Panik. Aufsteigende Hitze, Schweißausbruch. Denken, denken, denken.

Aus dem Nichts eine Idee: MIDI!

Ein hilfesuchender Blick in die Runde. Ich erblicke einen Bekannten direkt vor der Bühne. Hoffnung keimt auf. „Stan, lauf zur Backstage. Frag jeden Musiker, den Du dort triffst, nach MIDI-Kabeln und bring mir so viele Kabel, wie Du kriegen kannst!“. Zwei bange Minuten später erscheint Stan vor der Bühne mit mehreren MIDI-Kabeln. Ich verbinde alle Geräte (sofern sie ein MIDI-In bzw. -Out besitzen) untereinander und schließe das letzte MIDI-Kabel mit zitternden Fingern an meinem Audiointerface an. Barfuß oder Lackschuh. Alles oder nichts.

Es funktioniert, ich bin gerettet! Der Rest des Gigs ist ein Kinderspiel.

Am Ende ging der Plan auf: Nach gutem Feedback für diesen Gig wurde ich tatsächlich anschließend vom Veranstalter zum großen Festival eingeladen. Dieser Auftritt war dann allerdings der schlimmste, den ich je erleben mußte. Aber das ist eine andere Geschichte.

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Bilder: Mein erstes Leben (als Gitarrist)

 

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„Urban Phonoise“ – Video

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Er ist neu, er ist chillig, er ist gratis und hier kann man ihn hören und sehen. Viel Spaß!

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Multiplayer-Instrument „Hydraphon“

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Basierend auf einer Idee von Matt Moldover habe ich 2008 damit angefangen, ein Multiplayer-Instrument für mehrere Personen zu entwickeln, die es ermöglicht, sofort Musik zu machen und mit anderen Spielern zu interagieren. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung lang auf maximaler Interaktionsmöglichkeit bei gleichzeitig maximaler musikalischer Qualität. So ist es inzwischen ein Genuß für Spieler UND Zuhörer.

Die Premiere fand  im Juli 2009 im Club “EGO” (Hamburg/Deutschland) statt.

Das Muliplayer-Instrument “Hydraphon” für 4 – 8 Spieler erzeugt elektronische Musik und funktioniert auch, wenn die Spieler keine musikalischen Vorkenntinisse haben. Dafür sorgt eine ausgefeilte Programmierung, die alle Spieler automatisch synchronisiert und damit unerwünschtes Chaos verhindert – selbst Trunkenbolde haben keine Chance! Jeder Spieler bedient dabei jeweils einen “Kopf” am Hydraphon, an dem jeweils 120 Loops gespeichert sind. Diese können noch mit individuellen Effekten verändert werden. Daraus ergibt sich eine astronomische Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten  und musikalischen Resultaten. Durch automatische Tempoänderungen und – automationen abgerundet ergibt sich eine stundenlange Musikreise, die niemals langweilig wird oder sich wiederholt.

Jeder “Kopf” steuert einen Bereich der Musik: Es gibt z.B. den Bass-Kopf, den Drum-Kopf oder den Percussion-Kopf. Jeder Spieler kann zudem die eigenen Loops in einem Kopfhörer vorhören. Die Anzahl der “Köpfe” am Hydraphon ist flexibel, genauso wie das vorinstallierte Musikmaterial, welches von elektronischer bis zu klassischer Musik reichen kann – und allem dazwischen. Es ist also eher eine Plattform, die schnell einer Situation oder Veranstaltung angepaßt werden kann, als ein feststehendes Instrument.

Ein typisches Hydraphon-Setup mit 8 Köpfen für elektronische Musik besteht aus den Elementen

  1. drum
  2. percussion
  3. electric loops
  4. bass
  5. chords
  6. pad
  7. vocals
  8. sound effects

Als vierköpfiges Hydraphon für klassische Musik verwende ich die folgenden “Köpfe”:

  1. erste Geige
  2. zweite Geige
  3. Bratsche
  4. Cello

Diverse andere Setup sind verfügbar – oder können schnell für neue “Köpfe” (wie zusätzliche Geräte oder Live-Musiker) erzeugt werden, die integriert werden sollen!

Hydraphon-Video hier ansehen.

Das Hydraphon kann ab sofort auch ausgeliehen werden. Für alle Fragen bezüglich Konditionen und Preisen wendet Euch bitte per E-Mail an mich!

 

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Drei Schallplatten für die einsame Insel

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Auf die Frage, welche drei Schallplatten man auf eine einsame Insel mitnehme würde, bekommt man meinst sehr vorhersehbare Antworten: Mit der ersten Wahl, typischerweise etwas wie der „Kunst der Fuge“ von J.S. Bach, möchte sich der Antwortengeber als Musikkenner zu erkennen geben. Danach folgt dann etwas Prägendes aus der eigenen Biographie, zumeist der Teenager-Zeit, wie zum Beispiel „nevermind“ oder „dark side of the moon“. Zu guter Letzt: Eine Schallplatte, die den aktuellen Zeitgeist einfängt – man studiere hierfür die aktuellen DJ-Charts und wähle dann je nach Geschmack ein Album von DJ Koze oder Daft Punk. Meine Wahl würde allerdings ganz anderen Kriterien folgen.

Als erstes würde ich das aktuelle Album der Band „Revolverheld“ mit mir führen. Der Grund hierfür ist einfach: Nach nur wenigen Takten würde ich die Nadel aus der Rille nehmen und es wären mir viele Stunden, vielleicht sogar Tage, gewiss, in denen ich das Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter und des Meeres als reine Wohltat empfinden würde. Das liegt nicht nur an der eklatanten Unmusikalität dieser Band, sondern wird primär von der dahinter stehenden Geisteshaltung und Weltanschauung verursacht. Ein Festland mit Bewohnern, die ein Konzert dieser Band besuchen würden, erscheint mir als kein lohnendes Ziel für eine gewagte Überquerung des Meeres auf einem selbstgebauten Floß. Wenn eine Schallplatte also das Ziel hat, einem den Aufenthalt auf einer einsamen Insel zu versüßen, so wäre dieses Vinyl meine erste Wahl. Auch ist diese Schallplatte erste Wahl, wenn es darum geht, einem aufglimmenden Feuer Luft zuzufächern oder eine Toilettengrube zu buddeln.

Aus praktischen Gründen würde ich als zweites gerne „bad as me“ von Tom Waits zur Verfügung haben, wenn ich mich, auf mich allein gestellt, auf einem fremden Eiland wiederfinden würde. Inselfauna hat bekanntermaßen die Eigenheit, über Jahrtausende hinweg seltsame, zumeist unbekannte und gelegentlich gefährliche Unterarten hervorzubringen. Die Kombination aus dem kettenfahrzeugartigen Gesang von Tom Waits mit den schrotflintigen Gitarrenriffs von Keith Richards halten mit Sicherheit jedes bedrohliche Tier auf gebührenden Abstand. Anderseits: Sollte es auf der unbekannten Insel noch andere Menschen geben, so wären die säuselnden Songs, wie „face to the highway“, sicherlich in der Lage, jeden ängstlichen Ureinwohner aus dem Dickicht zu locken. Vielleicht würden sich bei diesen Stücken sogar kleine Nagetiere und Rotwild aus der Deckung wagen… und mein Abendessen wäre gesichert.

Und sollte ich der einsamen Insel doch einmal überdrüssig werden: Dann bräuchte es ein Album, dass genügend Energie liefert und mir den Mut gibt, um mich mit einem Floß ins Meer zu stürzen und Wind, Wetter und Strömungen zu trotzen. Mich schneller laufen lässt als die Kannibalen. Ein Album, dass in der Lage ist, einen Durchschnittsmenschen in den „Hulk“ zu verwandeln. Musik, die mir vermittelt, dass mich auf dem Festland aufrechte, kritische, engagierte, intelligente Menschen erwarten. So auf den Punkt gespielt, dass es wie Zielwasser wirkt: Die Kokosnuss wird den Revolverheld-Sänger direkt zwischen die Augen treffen. Ha! Mit der Wucht eines Bulldozers. Musik aus Reaktionen, Nervengift und Liebe . Wirbelstürme, Erdbeben, Monsterwellen – Musik, die noch mächtiger erscheint. Wozu Menschen fähig sind – wie der Mensch sein könnte: Davon der Soundtrack. Eine Schallplatte, die diese Kriterien erfüllt, ist das Debütalbum von „rage against the machine“.

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