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Elbphilharmonie – Teil 5

Nun denkt der Laie vielleicht: Auftritt vorbereiten auch nichts anderes als ein Auto zu bauen. Karosserie, dann Getriebe, Motor, Lackierung und Innenraum.

Aber Prototyp immer eigene Gesetze.

Und „Gesetze“ natürlich gute Überleitung, weil Musiker auch nicht so weit entfernt vom Polizisten. Aber nicht wegen „Musikerpolizei“ und alter Witz, sondern pass auf: Der Polizist natürlich eigentlich der Gesetzeshüter, aber dann der Polizist wiederum eben auch nur ein Mensch. Da hast Du vielleicht mal Deinen Schlendrian oder deinen Moment, wo Du ein Beweisstück verschwinden läßt oder dem verdächtigen Kollegen sein Alibi deckst, weil die Ehefrau. Und eigentlich ja keine große Sache. Da weißt Du natürlich auch, dass der eine Polizist über den anderen niemals ein böses Wort nach außen und die eine Krähe der anderen nicht die Augen. Und bei Musikern eigentlich auch nichts anderes als auf der Wache. Daher Interna im Internet immer delikat und heikle Sache und da brauchst Du das Fingerspitzengefühl.

Wenn Du als Polizist die letzten Monate Tag und Nacht mit einem verzwickten Fall zugebracht hast, und jetzt bekommst Du die einmalige Gelegenheit, den Täter beim Ding auf frischer Tat zu ertappen, da bist Du auf einmal voll bei Sache und frage nicht. Da machst Du plötzlich morgens die Rumpfbeuge und die Liegestütz, da gehst du wieder auf den Schießstand trainieren wie seit Jahren nicht und die Waffe natürlich hundert Mal kontrolliert.

Dann Einsatzbesprechung und du wirst das Gefühl nicht los, der eine Kollege nicht ganz bei der Sache, weil vielleicht die letzte Nacht oder das Wetter oder die Ehefrau. Aber nun ist so ein Einsatz natürlich doppelt gefährlich, wenn der eine Kollege sich die Adresse nicht vollständig gemerkt oder die Augen woanders hat, das Funkgerät im falschen Kanal oder die Waffe vorher nicht überprüft. Weil dann schaust Du vielleicht schon einmal blöd drein und der Fall über alle Berge und Nimmerwiedersehen. Und das willst Du natürlich nicht erleben – weder bei der Polizei und auch nicht im Konzert.

Da hoffst Du dann, dass der Kollege vielleicht nur einen schlechten Tag erwischt hat und auch thematisiert, aber die Einsatzbesprechung natürlich erst einmal gelaufen. Und dadurch natürlich neue Nervosität und Unruhe, die Du gerne lieber nicht hättest, weil Dir klar wird, dass Du für Dich zwar alles vorbereiten kannst, aber Konzert immer Teamarbeit. Und Team in diesem Fall nicht nur die Musiker auf der Bühne, sondern quasi Kompaniestärke und auch ganz wichtig die Kollegen von der Technik, am Mischpult, vom Licht. Da ist der Serienmörder klar im Vorteil, weil der kann ja allein arbeiten. Und wenn der sich an einem Tag nicht wohl fühlt, dann macht er die Leiche halt am anderen Tag.

Aber da kannst Du als Team jetzt natürlich nicht den Prototyp ins Rollen bringen, wenn Du feststellst, dass einer nur drei Räder mitgebracht hat. Da nützt Dir dann auch der schönste Motor nichts.

Noch ist ja nicht aller Tage Abend. Es bleiben noch 7 Tage und sechs Stunden bis zum Auftritt.